Park des Rittergutes Groß Vahlberg
Der rund 3 ha große Landschaftspark ist heute in seinen Grundzügen noch so erhalten, wie er zwischen 1798 und 1803 und in einer zweiten Ausbauphase ab 1835 angelegt wurde. Charakteristisch für den Park sind der große Höhenunterschied innerhalb des Parks und der tief eingeschnittene Hasselbeeksbach. Sie lassen die mit alten Bäumen bestandene Anlage größer erscheinen als sie ist und bilden Räume, die entdeckt werden wollen.
Das Dorf Groß Vahlberg ist geprägt durch den alten Rittersitz der Herren von Weferling, die am Anfang des 16. Jahrhunderts das gesamte Dorf im Besitz hatten. Am südlichen Rand des Dorfes entstand ein Gutshofkomplex mit einem Renaissanceschloss. Der 30-jährige Krieg verwüstete das Dorf und das Schloss. Nachdem 1771 die Familie von Weferling im Mannesstamm ausstarb, fiel der Besitz an das Herzogshaus zurück und der ehemalige Lehnsbesitz wurde 1776 in Eigentum überführt (allodifiziert) und für 52.000 Reichstaler an Albrecht Emond von Münchhausen (1729-1797) verkauft. Er war Oberhofmarschall und Etatsminister am Wolfenbüttelschen Hof und besaß bereits Schloss Hedwigsburg und das Rittergut Watzum. Kurz nach seinem Tod ließ sein Sohn Ludwig Friedrich von Münchhausen (1758-1827), Oberkammerherr und Bürgermeister der Stadt Braunschweig, das heute noch bestehende Herrenhaus als Gartenhaus erbauen, das nur in den Sommermonaten genutzt wurde. Gleichzeitig wurde der Landschaftspark anlegt.
1827 erbte der Neffe Ludwigs, Heyno von Münchhausen (1802-1879), Kammerassessor am Braunschweigischen Hof und Landwirt, das Rittergut. Er lebte ab 1835 mit seiner Familie dauerhaft in Groß Vahlberg. Nur die Wintermonate verbrachte man im Braunschweiger Stadtpalais am Augusttor, das bis 1924 im Familienbesitz blieb. Er ließ das Herrenhaus winterfest machen und verlegte den Eingang nach Norden, wo er den repräsentativen Treppenaufgang anlegen ließ.
In einer zweiten Gestaltungsphase ab 1835 wurde der Garten vergrößert, ein Aussichtshügel gebaut, die Bäche gestaltet und Brücken angelegt. Es entstanden Quellgrotten und Felsformationen und der untere große Teich wurde ausgehoben. Er ist heute jedoch nicht mehr vorhanden und nur noch als Rasenfläche zu erkennen. Die von Heyno von Münchhausen gewünschte romantisierende Atmosphäre mit weiten Sichtachsen in die Landschaft, Querachsen mit Blicken in das Parkinnere und einem schattigen Bachtal ließ einen abwechslungsreichen Park entstehen. Die zum Teil noch heute vorhandenen exotischen Bäume verweisen auf die dendrologische Sammelleidenschaft des Parkschöpfers.
1879 erbte sein Sohn Ludolph (1836-1882) das Rittergut. Er starb jedoch nur drei Jahre später und der Besitz ging auf seinen jüngeren Bruder Heyno von Münchhausen (1849-1918) über. Das Herrenhaus wurde seit 1892 nicht mehr dauerhaft bewohnt und der Betrieb verpachtet. Heyno zog mit seiner Familie in das Schloss Lauenau am Deister. Nach 1918 wurde das Rittergut durch Ludolf-Heyno Frhr. von Münchhausen (1891-1926), Turnierreiter und Landwirt, aus der Pacht genommen und in Eigenbewirtschaftung weitergeführt. In den Jahren des 2. Weltkriegs und danach bewohnten Kriegsgefangene und Flüchtlinge das Herrenhaus. In dieser Zeit wurde das Gut von Inspektoren bewirtschaftet, die dem Park, ebenso wenig wie die Pächter, nicht immer eine ausreichende Pflege zukommen ließen. Andererseits blieb der Park dadurch in seiner ursprünglichen Gestaltung weitgehend erhalten.
Nach 1945 bewirtschaftete Adelbert-Hubertus Frhr. von Münchhausen (1918-1988) das Rittergut. Heute ist das Gut ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb, der von seinem Sohn, Freiherr Rembert von Münchhausen, bewirtschaftet wird. Auf 330 ha werden Weizen, Zuckerrüben, Raps und Silomais angebaut, ferner gehören 13 ha Forst zum Betrieb.
Für den Park wurde 2010 von dem Landschaftsarchitekten Kai-Uwe Grahmann ein Parkpflegewerk erstellt. Auf dieser Basis werden seitdem die Gehölzstrukturen, die Wege und wasserbaulichen Anlagen gepflegt und nach und nach wieder in den historischen Zustand zurückversetzt. Für den Braunschweiger Raum ist der Park des Rittergutes Groß Vahlberg wegen seines außergewöhnlichen Baumbestandes, seiner ästhetischen Ausstrahlung und seiner Geschichte ein wichtiges Zeugnis für einen typischen Landschaftspark eines ländlichen Adelssitzes und verdient eine besondere Wertschätzung.
Der Park ist privat und nicht öffentlich zugänglich. Auf Anfrage kann er besichtigt werden.
Adresse: Freiherr von Münchhausen, Gutsverwaltung, Rittergut 1-2, 38170 Groß Vahlberg, Tel. 05333 440.
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