Schlosspark Ringelheim


 

Die Ursprünge von Schloss und Park Ringelheim gehen auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. 940 stiftete Graf Immat aus dem Hause der Immendinger in dem schon bestehenden Ort Ringelheim ein Frauenkloster. Später wurde es in ein Benediktinerkloster umgewandelt. Nachdem seit Ende des 16. Jahrhundert das Klosterleben brachgelegen hatte und alle Gebäude verfallen waren, begann 1643 mit dem Friedensschluss zwischen dem Bischof von Hildesheim und Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel der Wiederaufbau der Klosteranlage. Das Konventsgebäude wurde 1718 fertiggestellt.

1803 wurde das Bistums Hildesheim durch Preußen besetzt. Besonders hervorgetan hatte sich dabei Friedrich von der Schulenburg, preußischer General und Innenminister. Zur Belohnung erhielt er vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. das säkularisierte Kloster mit allen seinen Besitzungen. Aus dem Kloster wurde ein weltliches Gut und aus dem Konventsgebäude das heutige Schloss Ringelheim.

1817 kauft Baron Friedrich von der Decken das ehemalige Kloster samt Gut und dem Vorwerk Söder für 200.000 Taler von Karoline von Hatzfeld zu Trachtenberg, geb. Schulenburg-Kehnert, die es mittlerweile geerbt hatte, und verlegte den Familiensitz nach Ringelheim. Sein ältester Sohn, Graf Adolf von der Decken, hatte 1840 den Besitz geerbt und legte zwischen 1847 und 1848 nach eigenen Plänen zwischen dem Schloss und der Innerste den ca. 25 ha großen Landschaftspark an. Er hatte sich in Großbritannien vorgebildet und erhielt Anregungen bei seinem Taufpaten Adolph Friedrich von Cambridge, der selber Landschaftsgärten anlegen ließ. Bei der Anlage des Ringelheimer Parks beschäftigte Adolf von der Decken die Bevölkerung. Da in dieser Zeit Hungersnot herrschte konnte er damit ein wenig zur Linderung der Not beitragen. Der der ägyptischen Antike nachempfundene Obelisk auf der Teichinsel wird daher noch heute als Hungersäule bezeichnet.

Aus Garten- und Fischteichgelände entstand durch Bodenmodellierungen, die Anlage von Wegen, Wasserflächen und Anpflanzungen eine weitläufige romantisierende Parkanlage im englischen Stil. Mit architektonischen Elementen wurden besondere Punkte und Blickbeziehungen aufgewertet. Die steinerne Parkbrücke, deren Kratervasen einen üppigen Blumenschmuck besaßen, gibt dem Blick von der aufwendig gestalteten Schlosstreppe über den Teich einen feudalen Fixpunkt. Beim Gang durch den Park steht man unvermittelt vor einer künstlichen Ruine, die ursprünglich mit einem besteigbaren Söller, Steinbänken und einem Steintisch ausgestattet war und fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert. Der Obelisk auf der Teichinsel, der heute leider durch den Gehölzwuchs fast nicht mehr zu sehen ist, erinnert an antike Werte. Gehölzgruppen und waldartige Bereiche geben dem Park einen Rahmen und wechseln sich mit Wiesen- und Wasserflächen ab. Der Park stellt idealisierte und inszenierte Landschaft dar. Er diente seinem Bauherrn zur kulturellen Selbstdarstellung und sollte ihm einen Prestigegewinn bringen.

Adolf von der Decken hat weder einen Plan noch eine Beschreibung der Parkanlage hinterlassen. Nach der Herstellung des Parks gab es jedoch keine weiteren künstlerischen Umgestaltungen, so dass der Park in seinen Grundzügen heute noch erhalten ist, auch wenn Teile des Parks verlorengegangen sind oder durch mangelnde Pflege vieles nicht mehr im ursprünglichen Zustand ist. Besonders die Blickbeziehungen sind vielfach nicht mehr vorhanden. Auch sind Kleinarchitekturen nicht mehr erhalten, die dem Park an vielen Stellen einen besonderen Charakter gaben.

In den 1930er Jahren geriet die Familie von der Decken in finanzielle Schwierigkeiten und verkaufte 1938 das gesamte Anwesen an die Reichswerke Hermann Göring, die das Schloss als Verwaltungsgebäude nutzte. Am Ende des 2. Weltkriegs wurde das Schloss Quartier für Amerikaner und später für Flüchtlinge. Bis 1962 hatte die Landesversicherungsanstalt Braunschweig das Gebäude als Lungenheilanstalt genutzt. Später als Erholungsheim mit Badeanlagen. Aus dieser Zeit stammen die Therapiehallen (Liegehallen), die heute als Fremdkörper in der Parkanlage wirken. Seit dem 2. Weltkrieg bis zum Verkauf an das Land Niedersachsen 1969 war der Park nicht öffentlich. Schloss und Park wurden ab dann bis 1998 vom Niedersächsischen Landeskrankenhaus, Abteilung Königslutter, als Wohnheim genutzt.

2002 verkaufte das Land Niedersachsen das leerstehende Schloss und den Park an einen Braunschweiger Investor. Das Gebäude konnte jedoch bis heute keiner neuen Nutzung zugeführt werden. Der Park ist öffentlich zugänglich und wird in einfacher Form gepflegt. Für den Braunschweiger Raum ist der Ringelheimer Schlosspark ein einzigartiges gartenkünstlerisches Kleinod und verdient eine größere Beachtung.

 

Eingang zum Schlosspark Ringelheim (Foto: Klaus Hermann)